Mein neues Leben in Frankreich & Der deutsch-französische Kulturschock

Willkommen in Frankreich

Das besondere französische Lebensgefühl… In den zwei Wochen Sommerferien in der Bretagne oder an den unendlichen Stränden bei Lacanau konnte man es jedes Mal spüren. Doch wie ist es beim Auswandern, außerhalb dem Urlaubskontext, wenn der Alltag und die kulturellen Besonderheiten die anfängliche Euphorie ein wenig verfliegen lassen? Wie bereitet man sich am Besten auf das Auswandern nach Frankreich vor und wie ist es wirklich vor Ort zu leben, an der Seite der Franzosen? Wir gehen den Fragen auf den Grund.

Vorbereitung und Ankunft im neuen Leben

Abflug nach Frankreich


Auswandern nach Frankreich… Schon bei der Vorbereitung des Auswanderungs-Plans wird einem klar, dass man oft ziemlich auf sich alleine gestellt ist. In meinem Fall war ich gerade zurück nach Deutschland gekommen, von zwei Semestern Erasmus-Aufenthalt in der französischen Stadt Troyes. Spontan habe ich mich auf eine Stelle in einem Unternehmen in der Champagne Region beworben und wurde zu meiner Überraschung direkt eingestellt (auch mit damals sehr dürftigen Französischkenntnissen). Dann musste alles ganz schnell gehen und ich habe händeringend nach Informationen und Beratungsstellen gesucht, die mir bei meinen Frankreich-Auswanderungsplänen zur Seite stehen könnten.

Gefunden hatte ich damals eine „Informationsschrift“ zum Thema Auswandern vom Raphaels-Werk (mit mehr oder weniger nützlichen Informationen) und eine Telefonnummer von einem „Berater“ der Bundesstelle für Auswanderer und Auslandstätige. Die für Frankreich zuständige Person konnte mir leider nur wenige konkrete Antworten geben (Bsp. : Krankenversicherung, Rentenversicherung, Wohnung, etc.), hatte mich jedoch beruhigt und mir zu verstehen gegeben, dass das alles vor Ort erklärt werden würde.

Leider war dies nicht wirklich der Fall und einmal in Frankreich angekommen, konnte ich auch bei den französischen Behörden oftmals keine klaren Informationen erhalten. Ein Albtraum für jemanden der Ungewissheiten nicht ausstehen kann. Zu meinem Erstaunen fühlten sich viele überfordert und ich hatte manchmal das Gefühl der erste Einwanderer aus Deutschland zu sein. Aber keine Angst, einige Dinge haben sich heute zum Besseren geändert und mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von nützlichen Ratgebern und Anlaufstellen im Internet, die auf das Auswandern nach Frankreich spezialisiert sind, so z.B. bei connexion-emploi.

Keep calm… die französische Gelassenheit lernen

Meditieren um in Frankreich klar zu kommen

Das Positive bei den ganzen anfänglichen Herausforderungen war, dass ich gezwungen wurde ruhiger und gelassener zu werden. Anders hätte man das wahrscheinlich auch nicht durchgehalten und gleich wieder die Koffer gepackt, um in das altbekannte und vertraute Umfeld zu flüchten. Schnelle Akklimatisation ist der Schlüssel und man sollte akzeptieren, dass Frankreich nicht Deutschland ist und manche Dinge einfach anders gehandhabt werden. Vielleicht ist es genau das, was letztendlich beim Auswanderer-Abenteuer so bereichernd ist: Anpassungsvermögen zeigen, einen offenen Esprit behalten und bereit dazu sein, mehr über die fremde Kultur zu erfahren. Ich habe nebenbei viel über unsere deutsche Kultur und vor allem über mich selbst gelernt.

Wohnungssuche, Arbeitsvertrag, Bankkonto, alles easy oder?

Wohnen in Frankreich

Noch einmal: Beim Auswandern nach Frankreich muss akzeptiert werden, dass manche Dinge bei unseren französischen Nachbarn etwas anders funktionieren. So zum Beispiel die Suche nach einer Wohnung. Eigentlich keine große Sache, doch Achtung: Wer in Frankreich ein „Appartement“ mieten möchte, benötigt in der Regel einen Arbeitsvertrag (außer Studenten, oder bestimmte Fälle). Doch um einen Arbeitsvertrag unterschreiben zu können ist es meist obligatorisch einen Wohnsitz in Frankreich zu haben. Ok, ohne Arbeitsvertrag keine Wohnung und ohne Wohnung keinen Arbeitsvertrag. Aehm… wer soll das verstehen? Glücklicherweise konnte ich mich bei einem Freund einmieten und seine Adresse im Vertrag angeben, bis zu dem Tag an dem ich meine eigene Wohnung mieten konnte.

Aber das ist noch lange nicht alles, denn ähnlich ist es zum Beispiel mit dem Bankkonto. Wer ich Frankreich ein neues Konto haben möchte, benötigt ein bereits existierendes Konto in Frankreich…! Ich klapperte damals alle Bankagenturen ab und keiner wollte mir ein Konto eröffnen (auch Onlinebanken nicht). Dabei wollte ich doch nur mein verdientes Geld dort einlagern. Wieder ließ ich meine Kontakte spielen und nur durch einen Bekannten, der jemanden bei einer Zweigstelle in einem kleinen französischen Dorf kannte, konnte ich das Konto schlussendlich auch eröffnen. Ja ja, auswandern nach Frankreich ist nicht immer einfach…

Ich glaube, das französische Geheimnis der Gelassenheit könnte wie folgt lauten 🙂 :

"Die Dinge sind wie sie sind, ich frage nicht ständig nach dem Sinn und bleibe gelassen. Ich entwickle eine Form von Resistenz gegen alles was mich auf die Palme bringen könnte und akzeptiere, dass das Leben so einfacher ist, auch wenn manches noch so widersprüchlich oder obskur erscheinen mag."

Oder auch einfach:
„keep calm and carry on“…

Der Alltag an der Seite der Franzosen

Alltag Strassencafé in Frankreich

Franzosen ticken in vielen Sachen anders, das ist nicht zu leugnen. Bei all den kulturellen Eigenheiten und der speziellen französischen Lebensweise kann man sich schon einmal die Frage stellen, ob das mit dem Auswandern nach Frankreich überhaupt so eine gute Idee ist? Die Antwort lautet: Probieren geht über studieren 😉

Die oben aufgezeigten Beispiele zeigen einige Aspekte des französischen Lebens, wobei das natürlich nicht die komplette Alltags-Realität widerspiegelt. Wer die Franzosen und das französische „savoir-vivre“ besser verstehen möchte muss raus gehen und Kontakte knüpfen. Gerade im Alltag lernt man die Menschen und deren Funktionsweise am Besten kennen: Im Freundeskreis, bei der Arbeit, beim Spaziergang über den Markt, beim kurzen Plaudern in der Boulangerie oder an der Supermarktkasse. Die Franzosen sind generell offen und kommunizieren gerne. Ein freundlicher Wortwechsel, ein entspanntes Lächeln und die häufige Frage – Sie haben einen kleinen Akzent, woher kommen Sie denn? – ist jedes Mal ein guter Einstieg, um sich näher kennenzulernen. Die französische Kontaktfreudigkeit ist ein klares Plus beim Auswandern nach Frankreich.

Hier geht’s zum Artikel: Auswandern nach Frankreich – 10 wichtige Fragen die man sich vorher stellen sollte!

Alltag in Frankreich: Das Leben beginnt nicht erst nach 17 Uhr

Kollegen Bar Frankreich

Arbeit ist Arbeit und das Privatleben kommt danach? Natürlich ist das ähnlich in Frankreich, doch der soziale Kontakt spielt eine wichtigere Rolle im französischen Alltag, während und nach der Arbeitszeit. Siehe auch unseren Artikel „Arbeiten in Frankreich – 5 Tipps um sich optimal in den neuen Job einzufinden“.

Das soll heißen, dass Freizeit und Arbeit nicht so strikt getrennt werden wie in Deutschland. Der soziale Kontakt unter Kollegen ist oft prioritär, was den Arbeitsrhythmus beeinflussen kann (Stichwort Effizienz). Das sollte einem beim Auswandern nach Frankreich bewusst sein. Franzosen sind eben doch manchmal etwas weniger pragmatisch und nicht so diszipliniert wie wir Deutschen (ein bisschen ist schon was dran an Stereotypen…). Doch schwer zu sagen, wer schlussendlich glücklicher lebt?! Mittags wird sich schon einmal Zeit genommen, um zu entspannen, bzw. um ausgiebig über Gott und die Welt zu diskutieren (auch wenn dann abends länger gearbeitet wird) und auch außerhalb des Arbeitskontexts gibt es regelmäßige Treffen. Die Menschen unternehmen gerne und häufig etwas miteinander (Einladung zum Essen unter Kollegen, etwas trinken gehen, etc.). Das kann für den einen oder anderen gewöhnungsbedürftig sein, da dies viel Zeit in Anspruch nehmen kann.

Integration als Deutscher in Frankreich

Um es kurz zu sagen: Generell sind Franzosen sehr offen, interessieren sich für andere Mitmenschen und kommunizieren gerne. Ich selbst wurde bisher immer freundlich empfangen und fühle mich ziemlich gut integriert in die französische Gesellschaft. Es gibt also meines Erachtens wenige Gründe, warum es nicht funktionieren sollte, als Deutscher in Frankreich zu leben. Wer die anfänglichen Stolpersteine überwunden und sich an das neue Umfeld gewöhnt hat, wird sicher merken, dass das „süße Lebensgefühl“ aus dem damaligen Frankreich-Urlaub langsam zurückkommt… Ein gutes Zeichen dafür, dass man endlich angekommen ist im neuen Leben in Frankreich.

Was sind deine Frankreich-Erfahrungen und hast du vor nach Frankreich auszuwandern? Lass es uns unten im Kommentarfeld wissen 🙂

Wer Fragen hat zum Thema Auswandern, kann mich gerne jederzeit anschreiben. Ich freue mich auf jede Nachricht.

Mehr dazu: „Deutsche in Paris“ – Infos, Tipps und viel mehr

12 thoughts on “Mein neues Leben in Frankreich & Der deutsch-französische Kulturschock

  1. Ich bin seit 4 Jahren in Frankreich. Verheiratet, Kind, Arbeit. Alles gut. Doch bei aller Liebe…Frankreich ist sehr speziell und so viel anders wie immer ein Land in Europa. Eine große Hilfe ist die Sprache und Jugendlichkeit. Romantik ist hier nicht angebracht.

    1. Hallo Katrin,
      da gebe ich dir recht, aber ein bisschen Romantik ist schon dabei denke ich, auf jeden Fall am Anfang 🙂
      Ich finde es übrigens toll zu sehen, dass es so viele deutsch-französische Familien gibt. Aber die Liebe kennt eben keine Grenzen… 😉

    2. Ich bin seit 1995 mit einem Franzosen zusammen( er hatte in Deutschland seinen Militärdienst geleistet) , wir haben zwei Erwachsene Kinder , wir leben zwar in Deutschland ( im Süden) aber ich kenne sein Herkunftsland und seine Region( Ardennes) sehr gut, ich kenne die Mentalität und man lernt das Land, die Sprache und die Mentalität gut kennen. Und die Sprache der Jugendlichen, man muss nur den französischen Rap hören😅 aber das ist hier in Deutschland ähnlich. Man lernt am besten die Sprache, wenn man sich in dem Land aufhält , durch Hören , lesen usw.

      1. Salut Christina, du hast Recht, eine Sprache lernt man immer noch am Besten vor Ort. Zum französischen Rap sag ich jetzt mal nichts weiter 😛 dann lieber einen Klassiker von Charles Trenet oder Aznavour hören. Aber jeder hat seinen eigenen Geschmack 🙂
        Viele Grüße in den Süden Deutschlands!

  2. Danke für deinen Beitrag.
    Ich möchte auswandern kann mich aber nicht entscheiden wo es einfacher für mich wäre.. spanien oder Frankreich.

    Ich bin arbeitslos – will einfach so auswandern nur mit ganz wenig Geld.

    Ich würde mich freuen ob du mir dabei helfen könntest, und nein es gibt für mich keine alternative in Deutschland zu bleiben weil ich das will nicht weil ich es muss.

    Lg. Ali 31 M.

    1. Hi Ali,
      gerne kann ich dir ein paar Tipps geben zum Auswandern nach Frankreich. Ich habe auch auf deine E-Mail geantwortet.
      Viele Grüße und bis bald!

    2. Ja, ich werde wenn alles soweit klappt (Vorbereitungen etc.) zu meinen Partner nach Frankreich auswandern,.

      Natürlich hab ich genau so viel Freude wie Unsicherheit in mir,
      Ich vertraue meinem Freund 100%
      denn wir beide sind im reiferen Alter,..
      Aber mir ist klar es ist eine andere Kultur und nicht mehr meine gewohnte Umgebung..etc .

      Aber ich weiss das ich ein ,,besseres,,Leben führen werde, wie das dass ich jetzt führe..

      Ich wohne in einem sehr teuren Bundesland in Österreich.

      Aber mir ist klar das ich für dieses zukünftige auch viel investieren muss ..
      Ich glaube daran das es funktionieren wird, ich habe ja schon
      paar Monate bei meinem Freund gelebt,..

      Das wichtigste wir lieben uns.
      Und ich werde in Sicherheit leben, (in meiner Partnerschaft) ohne diese würde ich nicht auswandern (können)

      Ich werde in Südwest Frankreich leben.

      A bientôt France!

  3. Hi, ich stecke gerade mittendrin und in Theorie sollte der ganze Umzug in die Ardennes-Champagne bis Juni abgeschlossen sein.. ich sehe schwarz 🙂
    Die ganzen Prozedere der Abmeldung in D und Anmeldung in F sind konfus und zeitlich irgendwie gar nicht zu schaffen. Ich scheitere ja schon bei der Anmeldung bei „ants“, um zumindest schon mal die Autos in F anzumelden.. es ist wirklich schwierig. Falls du da einen Hinweis hast – sehr gerne her damit 🙂

    Na ja, dein Motto kann ich gut nachvollziehen und ich versuche es zu leben, aber unter Zeitdruck ist das nicht so leicht.

    1. Hi Hannes, das hört sich nach einer spannenden Zeit an 😉 Mit „ants“ habe ich mich auch schon mehrmals herumschlagen müssen, leider nicht immer einfach, dort durchzublicken. Du kannst mir gerne eine Mail schreiben, ich helfe gerne, wenn ich kann. Wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg für den Umzug in dein neues Leben in Frankreich! 🙂

  4. Ich wohne schon fast 30 Jahre in Frankreich und kann nur sagen, dass damals alles noch viel komplizierter war, vor allem die Ummeldung des Autos. Auch die Schule wird für in Deutschland sozialisierte Mütter ein besonders kompliziertes Kapitel. Ansonsten ist es immer noch extrem schwierig, trotz genügend Geld, in Frankreich als Ausländer ein Bankkonto zu eröffnen, sogar ein deutscher Professor und Klinikdirektor, der nicht am Hungertuch nagt, wurde von der SoGenal nach 3 Wochen rausgeworfen, weil „seine Bonität nicht überprüft“ werden konnte, was völliger Quatsch war. Sie wollten einfach keine Ausländer. Mein Tipp: der Crédit Agricole ist eine gute Adresse, vor allem in Antibes sind sie sehr nett und ausgewanderten Deutschen und Skandinaviern wohlgesonnen, sofern mal Verdienstbescheinigung, Pass und Kaufvertrag der französischen Immobilie vorlegen kann. Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich nie wieder in Deutschland leben wollte. Die Qualität in den französischen Supermärkten, auf den Märkten insgesamt, die Restaurants und Bistros, die schöne alte Bausubstanz in den Dörfern möchte ich nicht mehr missen.

  5. Hallo, vielen Dank für den lesenswerten Beitrag! Wie viel Formular-Aufwand bringt so ein Umzug nach Frankreich mit sich? Haben Sie sich vorher eine Umzug Checkliste zusammengestellt um den Überblick zu behalten? Beste Grüsse

    1. Hallo, persönlich hatte ich keine wirkliche Checkliste erstellt, ich war jung und habe mich einfach ins Abenteuer gestürzt 🙂 Natürlich muss man vor Ort dann einige Dinge angehen (Krankenversicherung, Bankkonto, etc.). Für Länder in der EU ist dann doch vieles relativ einfach gestaltet und die Freizügigkeit der Arbeitnehmer ist ein echter Vorteil. Viele Grüße!

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