Du hast den Wunsch eine Zeit lang ins Ausland zu gehen und denkst über einen Erasmus-Aufenthalt nach? Wusstest du, dass es eine Vielzahl von Erasmus-Varianten gibt und auch Erwachsene am Bildungsprogramm teilnehmen können? Erasmus ist für alle und zielt darauf ab, Menschen mit verschiedenen Hintergründen Chancengleichheit zu gewähren. Das Thema liegt mir persönlich am Herzen, denn Internationalisierung und interkulturelle Vernetzung ist so wichtig wie nie zuvor. Neben allen essentiellen Informationen, soll dir dieser Artikel helfen, den Schritt in ein internationales Umfeld zu wagen… Die Tore der Welt stehen dir offen, auf was wartest du 😉
1. Was ist Erasmus / Erasmus+ genau?
Erasmus (heute Erasmus+) ist ein europäisches Bildungsprogramm, das Auslandsaufenthalte fördert und damit zur internationalen Vernetzung beiträgt. Das Angebot wurde in den letzten Jahren durch die Europäische Kommission weiterentwickelt und gruppiert heute mehrere Initiativen (u.a. Lifelong Learning Program und Jeunesse en Action PEJA) unter einem Namen. Das EU-Programm setzt sich für die allgemeine und berufliche Bildung ein und verfügt über einen Haushalt von ungefähr 26,2 Milliarden Euro. Anders gesagt: Das Budget ist konsequent und die Fördermöglichkeiten stellen eine große Chance dar für teilnehmende Organisationen und interessierte Einzelpersonen wie du und ich.
Die Mobilitäts- und Kooperationsmöglichkeiten im Überblick:
- Hochschulbildung
- berufliche Aus- und Weiterbildung
- Erwachsenenbildung
- Schulbildung (Bildung und Erziehung)
- Projekte für die Jugend (Jugendarbeit)
Die Möglichkeiten sind zahlreich und beschränken sich nicht nur auf einen Auslandsaufenthalt im Zuge eines Hochschulstudiums. So können auch z.B. Erwachsene an verschiedenen Bildungsprogrammen teilnehmen und sich den Traum erfüllen, einen Auslandsaufenthalt zu erleben. Dies richtet sich vor allem auch an Menschen, die nicht unbedingt die finanziellen Mittel besitzen, um ein solches Projekt selbst zu finanzieren.
Mehr Informationen zu Erasmus+ und Erwachsenenbildung gibt es hier.
2. Was ist das besondere am Erasmus-Mobilitätsprogramm und warum sollte ich mitmachen?
Der offizielle Slogan „Enriching lives, opening minds“ sagt es klar und deutlich: Erasmus+ ist eine einmalige interkulturelle Erfahrung, die sich an ALLE richtet! Mit dem Programm habt ihr die Chance, eurer Karriere eine internationale Dimension zu geben. Wie sich jeder vorstellen kann, spielt dies in unserer globalisierten Welt eine wichtige Rolle und kann in der beruflichen Laufbahn neue Türen öffnen. Aus persönlicher Erfahrung kann ich dies nur bestätigen und oft ist ein solcher Auslandsaufenthalt maßgebend daran beteiligt, dass ein komplett neuer Weg eingeschlagen wird.
Aber nicht nur aus beruflicher Sicht ist das Mobilitätsprogramm zu empfehlen.Vor allem der interkulturelle Aspekt einer solchen Lebenserfahrung bringt neue Sichtweisen auf und hilft dabei den eigenen Horizont zu erweitern. Anders gesagt: Es ermöglicht eine neue Offenheit gegenüber anderen Kulturen und ist in vielen Punkten absolut bereichernd. Während meines Studiums in Frankreich kam ich in Kontakt mit Menschen aus aller Welt und es ist erstaunlich, wie schnell echte Freundschaften entstehen in einem internationalen Kontext. Wie das möglich ist? Trotz der unterschiedlichen kulturellen Backgrounds haben alle „Internationals“ eines gemeinsam: Das neue, fremde Umfeld, ist für alle gleich und das schweißt zusammen.
Hier geht's zum Artikel "Auswandern nach Frankreich - 10 wichtige Fragen, die man sich vorher stellen sollte"
3. Welches Erasmus-Programm passt zu mir?
Alles hängt von deiner persönlichen Situation ab. Bist du zum Schüler, Student, oder in einer beruflichen Ausbildung? Je nachdem gibt es verschiedene Angebote, die in Frage kommen können. Nachstehend eine kurze Zusammenfassung der einzelnen Mobilitätsprogramme.
Erasmus im Hochschulbereich
Erasmus im Hochschulbereich fördert Studentinnen und Studenten, wobei neben dem Auslandsstudium auch ein Praktikum im Ausland in Frage kommen kann. Übrigens wird auch die Mobilität von Hochschulmitarbeitern unterstützt. Auch sogenannte Blended Intensive Programmes werden heute angeboten, mit kurzen Aufenthalten von 5-30 Tagen und digitaler Komponente.
Schulische Bildung
Ein Austauschprogramm für Schulen, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, sowie Personal, welches die Teilnahme an Auslandsaufenthalten zu Lernzwecken ermöglicht. Es gibt eine Vielzahl von Partnerschaften zwischen kleinen und großen Organisationen, vor allem auch für die Lehrerfort- und Weiterbildung. Auch hier werden Kurzzeitprojekte zum Kennenlernen angeboten (Short-term mobility projects). Mehr Information hier.
Berufsbildung
Das Programm richtet sich ebenfalls an Azubis und Berufsschüler/-innen, die in der Erstausbildung ein Praktikum in Europa absolvieren möchten. Ebenso können Lehrkräfte und Ausbilder/-innen sich im Ausland weiterbilden.
Erwachsenenbildung
Erasmus steht für Chancengleichheit. Deswegen können auch Erwachsene an Bildungsprogrammen teilnehmen und zu Lernzwecken ins Ausland gehen. Auch hier ist das Angebot ebenso für das Personal von Einrichtungen der Erwachsenenbildung. Jeder hat damit die Möglichkeit teilzunehmen und das ist toll.
Bildung im Jugendbereich
Zielgruppen sind junge Menschen zwischen 13 und 30 Jahren. Hier richten sich die Mobilitätsprojekte an junge Menschen und Fachkräfte der Jugendarbeit, um deren Qualifikationen in Europa zu fördern (non-formale und informelle Lernangebote). Genauere Informationen gibt es auf https://www.erasmusplus-jugend.de/.
Grenzübergreifende Aktivitäten im Sportbereich
Das Ziel ist es Beziehungen zwischen Organisationen zu stärken und EU-Projekte im Sportbereich zu fördern (Management, Professionalität der Kooperationen, etc.). Zudem sollen Chancengleichheit und soziale Inklusion im Sport durch verschiedene Aktionen in den Vordergrund gestellt werden. Ein weiteres Ziel ist es, Leistungssportlern zu ermöglichen, parallele Berufsausbildungen zu absolvieren.
Alle Informationen über die verschiedenen Erasmus+ Programme gibt es auch hier.
4. Kann ich auch in ein Land außerhalb von Europa gehen?
Die Antwort lautet im Grunde genommen JA. Seit ein paar Jahren besteht ebenfalls die Möglichkeit an einem Erasmus+ Programm außerhalb von Europa teilzunehmen. Es muss jedoch beachtet werden, dass es hier ein paar Einschränkungen gibt und nicht alle „versendenden Organisationen“ mitmachen. Übrigens nimmt auch Großbritannien offiziell nicht mehr an Erasmus teil, seit dem Austritt aus der Europäischen Union. Am besten nimmst du Kontakt auf mit deiner Einrichtung, die den Auslandsaufenthalt organisiert, um mehr zu erfahren über außereuropäische Angebote.
Neben allen EU-Ländern nehmen u.a. folgende Länder am Erasmus-Programm teil: Island, Liechtenstein, Norwegen, Serbien, die Türkei und Nordmazedonien. Andere Partnerländer (inzwischen um die 150) und Kooperationen mit Einrichtungen existieren aber müssen individuell angefragt werden. Mehr Informationen zu den weltweiten Angeboten und Zielländern gibt es unter diesem Link.
5. Welche Voraussetzungen und wie genau kann ich teilnehmen?
Wie gesagt, hängt alles von deiner Situation und dem aktuellen Werdegang ab. Um genauere Informationen über die Teilnahmevoraussetzungen zu erhalten, wird empfohlen, sich mit der eigenen Organisation in Verbindung zu setzen (Universität, Ausbildungszentrum, Unternehmen,…). Oft wird eine persönliche Beratung angeboten, wobei alle wichtigen Einzelheiten geklärt werden können. Zahlreiche aktuelle Informationen über den Bewerbungsprozess und Tipps gibt es auch bei https://erasmusapp.eu/. Weitere Details zu Finanzierungsmöglichkeiten für Einzelpersonen findet man hier. Damit solltest du genug Input und Anlaufstellen haben, um mit der Vorbereitung deines Auslandsaufenthaltes zu beginnen 🙂 .
6. Und danach? Welche Vorteile ergeben sich durch den Auslandsaufenthalt?
Kann Erasmus ein Leben verändern? Meine eigene Geschichte kann als Beispiel herangezogen werden: Durch mein Erasmus-Studium konnte ich die französische Kultur besser kennenlernen und die Sprache lernen. Dadurch fand ich einen ersten Job in Frankreich, was mir wiederum half, meine Sprachkenntnisse zu perfektionieren. Schließlich konnte ich ein weiterführendes Studium absolvieren, was mir heute beruflich zu mehr Erfolg verhilft. Mir wurde sogar die Chance geboten, selbst an der Universität zu unterrichten und das auf Französisch (wobei mein damaliger Französischlehrer mir immer sagte: „Mein Junge, du bist ein hoffnungsloser Fall, was die französische Sprache betrifft…“). Noch ein Grund, warum es mir am Herzen liegt, diese Erfahrungen zu teilen. Dazu habe ich jetzt sogar selbst die Möglichkeit meine Studenten dazu zu animieren, einen internationalen Schlenker zu machen und Erasmus als echte Chance zu sehen.
Doch dieses Beispiel ist nur eines von vielen und zeigt, inwieweit ein Leben einen kompletten Richtungswechsel nehmen kann, dank dem Erasmus-Mobilitätsprogramm.
Einige Vorteile eines Erasmus-Auslandsaufenthaltes:
- Den eigenen Horizont erweitern und in eine andere Kultur eintauchen
- Eigenständiger werden und lernen sich in einem unbekannten Umfeld durchzuschlagen
- Mit neuen Menschen in Kontakt treten und neue Beziehungen entwickeln (beruflich oder privat)
- Neue Karrieremöglichkeiten mit einem internationalen Profil
- Die eigenen Erfahrungen können anderen Menschen helfen, die Wichtigkeit des internationalen Austausches zu verstehen
- Europäische Werte stärken 🇪🇺
Persönlich empfehle ich übrigens einen längeren Aufenthalt (mind. 6 Monate), um wirklich in die neue Kultur eintauchen zu können und auch sprachlich solidere Ergebnisse zu erzielen. Oder was meinst du dazu?
Wir freuen uns auf deinen Kommentar 🙂
Dieser Artikel könnte dir auch gefallen:
Featured Image von Image de rawpixel.com (Freepik)