Vor allem an Weihnachten und Silvester werden in Frankreich kulinarische Traditionen hochgehalten und typische Festmahle aufgetischt. Auch wenn sich mit den Generationen die Essgewohnheiten der Franzosen etwas ändern, gibt es nach wie vor Star-Gerichte der traditionellen Küche, die bei einem ausgiebigen Festessen zum Jahresende nicht fehlen dürfen. Wer zu dem Anlass bei französischen Freunden eingeladen ist, sollte sich mental auf das geballte Essensprogramm und die etwas anderen Sitten vorbereiten. Frankreich zwischen Tradition und Moderne – tauche ein in eine festliche und appetitliche Entdeckungsreise mit einer typisch französischen Familie.
Der Abend beginnt früh und endet früh (am nächsten Tag 😉 )
Weihnachten und Silvester ist auch in Frankreich der Moment, um mit Familie und Freunden zusammenzukommen. Dabei wird nicht nur im engsten Familienkreis gefeiert sondern möglichst mit allen zusammen (Onkel, Tanten mit Kindern, Oma und Opa, etc.) Auch wenn man in der Nähe wohnt ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Zusammenkunft der ganzen Familie über zwei oder mehrere Tage hinauszieht. Auf den Geist gehen kann man sich hier schnell… Doch das gehört zum Spiel und wird akzeptiert, schließlich wäre es undenkbar für viele Franzosen die Festtage nicht in dieser ausgiebigen Form mit allen auch noch so entfernten Familienmitgliedern zu zelebrieren.
Bettenlager werden in dieser Zeit überall aufgeschlagen, um alle Eingeladenen beherbergen zu können (wichtig: damit auch jeder ein paar mehr Gläser trinken kann, ohne sich darüber zu streiten wer denn den Taxifahrer spielen wird). An Festtagen sollen alle eine gute Zeit verleben („profiter d’un bon moment“ – wie man so gerne auf Französisch sagt). Das „Festessen“ beginnt später, oft erst nach 20 Uhr. Hier kommt es nicht selten vor, dass das eigentliche Hauptgericht erst sehr spät serviert wird und das Dessert wird üblicherweise nach Mitternacht zu sich genommen 🙂 . Man sollte also fit sein an diesem besonderen Abend des Jahres.
Festtage in Frankreich: Weihnachten und Silvester bedeuten Ausnahmezustand
Kurz vor den Festtagen wird nicht an den Ausgaben gespart. Das Budget eines französischen Haushalts ist generell beträchtlich für Nahrungsmittel, aber an Weihnachten und Silvester wird noch eine Schippe draufgelegt. Lebensmittelgeschäfte, Feinkostläden, „Traiteur“ und Hyper-Märkte bieten Feinstes an und es werden alle möglichen Sonderaufbauten mit immenser Produktauswahl zur Schau gestellt. Dabei kann man sich als Nicht-Franzose zwischen Austern, Foie Gras, Champagner, anderen Spezialitäten, sowie kulinarischen Geschenkkoffern, schnell verloren fühlen. Auch der Alkoholverkauf boomt in dieser Periode mit hohen Absatzzahlen was Champagner, Rotwein und Spirituosen angeht.
Kurz vor dem Tag X haben meist auch sonntags alle Geschäfte offen und diese werden regelrecht gestürmt, um die letzten Einkäufe für das Festessen zu erledigen (oder um noch das vergessene Geschenk zu finden). Das Ende des Jahres soll schließlich gebührend gefeiert werden und dabei wird eben nicht so genau auf die Rechnung geschaut. Viele große Supermärkte bieten in dieser Zeit auch Sonderkonditionen an der Kasse an, so z.B. die Möglichkeit per Scheck zu zahlen (ja, in Frankreich gibt es noch Schecks), welcher erst im neuen Jahr einkassiert wird. Vor den Festtagen herrscht eindeutig Ausnahmezustand in Frankreich: Ein etwas stressiges und doch frohes Durcheinander, was dann nach den Feiertagen wieder zur Ruhe kommt.
Alle Jahre wieder: Ein traditionell französisches Festmahl mit all seinen Facetten
Begriffe die man kennen sollte: Réveillon de noël (Heiligabend), Réveillon de la Saint-Sylvestre bzw. Réveillon du jour de l’An (Silvesternacht)
An Heiligabend und am letzten Abend des Jahres wird das Festessen meist mit einer ersten Flasche Champagner eingeleitet (weitere werden folgen 😉 ). Zum Aperitif gibt es Häppchen wie kleine Toasts oder „amuse-bouches“ in verschiedensten Ausführungen (Fischeier, Lachs und Avocado, Krevetten und getrocknete Tomaten, Ziegenkäse mit Nüssen und Honig…).
Es scheint keine Grenzen zu geben im kulinarischen Erfindungsreichtum der Franzosen und jedes Jahr kommen neue Trends auf (übrigens mittlerweile auch vegetarische und vegane Variationen, eine Revolution in der oftmals traditionellen Küche Frankreichs!). Die anschließende Vorspeise besteht klassischerweise aus frischen Austern, Gänsestopfleber (ja, immer noch ein Renner in Frankreich), verschiedene „Verrines“ (Gläschen mit Vorspeisen gefüllt), Langustinen, oder auch aus multiplen Tartare-Kreationen (Kalb, Jakobsmuscheln, etc.).
Auch wenn es danach eigentlich schon völlig unmöglich ist, noch mehr Nahrung zu sich zu nehmen, geht es mit der Hauptspeise weiter. Und diese ist nicht etwa „léger“… Das traditionelle Festgericht ist eine mit Maronen gefüllte Pute, oft wird als Beilage ein saftiges Kartoffelgratin serviert, oder eine Champignon-Pfanne mit Maronen und Petersilie. Alternativ kann es auch Meeresfrüchte geben (Gambas, Jakobsmuscheln aus der Normandie), die Franzosen sind absolute Fans davon.
Ohne Limits: Das ist nur eine kleine Auswahl der unerschöpflichen Angebote der französischen Küche
Wenn dann anschließend eigentlich jeder nur noch auf das Sofa krabbeln möchte um sich auszuruhen, kommt etwas später natürlich auch noch das Dessert. Ach nein halt, vorher noch die Käseplatte 😉 (gut bestückt mit mindestens 5 -10 Sorten, es gibt ja insgesamt über 1200 Käsesorten in Frankreich…). Zum Käse wird Salat gegessen und etwas Brot. Das Finale besteht aus dem nicht wegzudenkenden Dessert: „La bûche“ (übersetzt: Holzscheit, benannt nach dem Aussehen). Ein Biscuit-Cremekuchen, traditionell mit Schokolade, oder Kaffee, Vanille, Frucht, usw…
Ganz am Ende (oder besser: am frühen Morgen) wird dann noch Kaffee und ein Digestif angeboten. Begleitet mit Schokolade und Keksen, weil man ja vielleicht doch noch etwas hungrig ist 😉 . Ein geballtes Essensprogramm (oder Völlerei?!) über mehrere Stunden.
Auch wenn einem das ganze Prozedere etwas übertrieben vorkommen könnte, gibt es einen Grund für dieses kulinarische Spektakel… Das jährliche Ritual gibt die Möglichkeit sich Zeit zu nehmen für Familie und Freunde, dabei wird das Festessen in Gemeinschaft regelrecht zelebriert. Im französischen Alltag ist das kaum noch der Fall.
Übrigens: In Frankreich gilt nur der 25. Dezember als offizieller Feiertag und nicht etwa auch der 26., wie in Deutschland. Vielleicht ist das der Grund, warum sich alles auf einen Abend konzentriert und dabei ausgelassen gefeiert und gegessen wird…
Bon Appétit & Bon Réveillon !
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Artikel 13 Weihnachtsdessert aus der Provence bei ExploreFrance.