Frankreich und Französisch, die altbekannte Hassliebe?!

Flagge Frankreich

Die französische Sprache ist unbeliebt? Warum?

Weil sie kompliziert ist… würde wahrscheinlich jeder spontan antworten, oder? Bei aller Liebe zu unserem Nachbarland, es gibt wahrscheinlich nur wenige Schüler die morgens aufwachen und sich sagen „yeah, heute ist Französisch – Tag“.  Aber wer lernt in Deutschland überhaupt noch Französisch und wie sieht es in Frankreich mit der deutschen Sprache aus? Ist die Sprache unseres Nachbarlandes wirklich so kompliziert und wenn ja, von was hängt der Lernerfolg ab? Ein Beitrag von einem damals im Französisch-Unterricht als „hoffnungslosen Fall“ bezeichneten Schüler…

Französisch lernen? Ich spreche Englisch, reicht das nicht?!

Französisch als Fremdsprache: Die Statistiken zeigten vor einigen Jahren noch einen überraschend positiven Trend, denn wo im Jahre 2004/05 noch 17,7 % der Schülerinnen und Schüler Französisch lernten, waren es laut statistischem Bundesamt 2014/15 sogar 18,4 %, die „la langue de Molière“ als Fremdsprache hatten. Doch eine negative Trendwende ist eindeutig zu erkennen, denn 2021/22 schrumpft der Anteil auf nur noch 15,3 %. Das bedeutet, dass nicht mal jeder siebte Schüler in Deutschland Französisch wählt. Englisch bleibt nach wie vor weit vorne im Ranking. Außer im Saarland, dort bevorzugen die Schülerinnen und Schüler weiterhin die Sprache des angrenzenden Nachbarlands. Die Saarländer haben offenbar verstanden, dass es ein echter Vorteil sein kann, die Sprache eines der wichtigsten Handelspartner zu beherrschen.

Bewerbungsgespräch Gruppe

Die richtigen Sprachkompetenzen können in der Tat bei der Jobsuche den Unterschied ausmachen, aber das soll man mal einem Teenager erzählen, der sein Grammatikbuch gerne im Garten verbrennen würde. Ein noch wichtigeres Argument, warum Französisch lernen sinnvoll ist, bleibt die Tatsache, dass Frankreich einfach ein wunderbares Reiseziel ist. Und wie kann man ein Land besser kennenlernen als beim Plaudern mit Josephine oder Jean-Claude, die einem so viel Interessanteres beibringen können als ein LonelyPlanet Reiseführer.

Die Franzosen und die deutsche Sprache – ah, quel malheur!

Die meist-gewählte zweite Fremdsprache in Frankreich ist nicht etwa Deutsch, sondern Spanisch. Der Zukunftstrend scheint dahin zu gehen, dass sich noch weniger Franzosen für die deutsche Sprache interessieren werden. Auch wenn Deutsch nach Englisch weiterhin als die wichtigste Fremdsprache gilt auf dem französischen Arbeitsmarkt. Studien des französischen Bildungsministeriums zeigen: Generell beherrschen wenige französische Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Klassenstufen die deutsche Sprache zufriedenstellend.

Wenn man als Deutscher in Frankreich auf einen Franzosen trifft der einmal Deutsch gelernt hat, bekommt man oft die gleiche Bemerkung zu hören: Oh là là, viel zu kompliziert die deutsche Sprache! Aber genau dort liegt der Punkt. Wie kann man es sich einfacher machen und mehr Spaß haben beim Sprachen lernen?

Der entscheidende Ort, dort wo alles beginnt: Das Klassenzimmer…

Comic-Figuren im Klassenzimmer

Keiner wird behaupten, dass Französisch einfach zu lernen ist. Es gibt wohl in keiner anderen Sprache so viele grammatikalische Ausnahmen und Besonderheiten. Dennoch hängt der Lernerfolg auch davon ab, wie ein(e) Französisch-Lehrer(in) die Sache angeht und welche Schlüsseltechniken er(sie) findet, um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren.

In meinem persönlichen Fall war ein Schulwechsel der ausschlaggebende Moment (mein damaliger Französisch-Lehrer sagte immer zu mir: „Bastian, du wirst nie Französisch sprechen“ –> sehr motivierend…). In der neuen Schule ging es dann besser, dank eines neuen Lehrplans mit praktischer Orientierung (Geografie, Reisen, etc.), kombiniert mit einem Lehrer, der es schaffte seine Schüler für die französische Kultur zu begeistern (Merci Herr Reif). Am Ende muss die Klasse auch nicht mehr widerwillig nach Straßburg geschleift werden, sondern die Schülerinnen und Schüler fragen ganz von alleine, ob sie nicht ihre Kenntnisse bei einem Klassenausflug unter Beweis stellen können. Das ist natürlich der idealste Fall… 🙂

 

„Eine Sprache ist wie Musik, das wichtigste ist dieser zuzuhören und dann nachzusingen“

Note

Bei einem Auslandssemester in Frankreich sagte ein Professor mal zu mir: „Eine Sprache ist wie Musik, das wichtigste ist dieser zuzuhören und dann nachzusingen. Egal wie viele Fehler man macht, den Mut behalten und einfach weitersprechen.“ Er hat recht, denn wer Angst hat sich zu blamieren wird es schwierig haben eine Sprache zu lernen.

Es kommt natürlich auch darauf an, was für einen Bezug man zur jeweiligen Landessprache hat. Wer oft in Frankreich in den Urlaub fährt ist häufiger motiviert Französisch zu lernen, um sich auch im abgelegenen Dorf in der Bretagne wenigstens etwas verständigen zu können. Und schließlich macht Sprache sprechen auch Spaß. Doch Achtung, denn heute wird der deutsche Tourist hier manchmal enttäuscht, da immer mehr Franzosen die Englisch-Grundlagen beherrschen und diese auch gerne bei jeder Gelegenheit unter Beweis stellen möchten 😀 .

Es bleibt keine Wahl: Wer wirklich Französisch sprechen möchte muss regelmäßig praktizieren!

Schrift Lernen

Es ist kein Geheimnis, wer wirklich gut Französisch sprechen möchte, sollte täglich praktizieren. Dabei gibt es heute eine Vielzahl von Möglichkeiten: Online-Kurse, Sprachcafés, französische Presse und französisches Fernsehen über das Internet… (Tipp: http://www.goethe-verlag.com/deutsch-franzoesisch-lernen-online.html). Es gibt eigentlich keine Ausreden mehr, die einen abhalten könnten die Sache ernsthaft anzugehen (außer natürlich der Zeitfaktor).

PS: Wer in Frankreich studiert sollte möglichst „französische Freunde“ finden und versuchen NICHT auf Englisch zu kommunizieren (was nicht immer so einfach ist bei einem Erasmus-Aufenthalt). Eines der wohl besten Erfolgsrezepte ist es eine Arbeit in Frankreich zu finden, wie in meinem Fall. Dazu landete ich in einem Unternehmen, wo die Kollegen weder Englisch noch Deutsch sprachen. Besser kann es eigentlich nicht passieren, auch wenn die Anfangszeit aufgrund der Verständigungsschwierigkeiten manchmal schon sehr kompliziert sein kann.

Das allerbeste Mittel um am schnellsten sein Französisch zu perfektionieren ist es gute Freunde in Frankreich zu finden oder… „l’amour“ … 😉 Intensiver kann man wohl keine Sprache lernen und das mit sehr viel mehr Motivation…

Unten noch was zum Lachen vom Englischen stand-up comedian Paul Taylor. Paul, du bist mein Held!

https://paultaylorcomedy.com/

Icon made by Smashicons from www.flaticon.com

3 thoughts on “Frankreich und Französisch, die altbekannte Hassliebe?!

    1. Danke für den Kommentar. Ich habe den kurzen Artikel “Warum es für mich keinen Sinn mehr ergibt, Französisch zu lernen” gelesen und offen gesagt stehe ich dem etwas kritischer gegenüber. Der Autor besteht besteht darauf zu untermauern, dass es vollkommen ausreichend wäre, die englische Sprache zu beherrschen. Grundsätzlich stimmt das ja, wenn man einfach in den Urlaub nach Paris fahren möchte. Wer sich jedoch wirklich mit den Einwohnern verständigen und außer „Bonjour, je voudrais une baquette“ auch mal ein echtes Gespräch mit einem Franzosen/einer Französin haben möchte, stößt schnell an Grenzen. Da kommt man um Französisch einfach nicht herum. Und ein Franzose wird ganz anders in seiner eigenen Sprache kommunizieren und sich dem Gesprächspartner öffnen. Im besagten Artikel wird zudem dementiert, dass Französisch ein echter Vorteil sein kann im Job. Umfragen sagen anderes. Deutschland und Frankreich zählen auch heute noch zu den wichtigsten Handelspartnern in Europa und es wird händeringend nach deutsch-französischen Profilen gesucht. Auch die Filmindustrie wird vom Autor etwas abwertend und ohne große Erfolge bezeichnet. Dabei gibt es eine ganze Reihe von weltweit bekannten französischen Filmproduktionen und auch viele lokale Klassiker (nicht übersetzt) sind allemal sehenswert. Besonders bei Film, Literatur und Musik ist es übrigens oftmals schwierig die Feinheiten der frz. Sprache wiederzugeben, wenn es um Übersetzungen geht. Denn Sprache ist gleichzeitig auch Kultur. Wer nicht im jeweiligen Land gelebt hat und vertraut ist mit den kulturellen Referenzen wird es generell schwierig haben ein Urteil über solche Dinge zu fällen. Meines Erachtens haben wir in Deutschland leider manchmal die Tendenz dazu etwas voreilig Rückschlüsse zu ziehen, ohne „die andere Seite“ oder die generelle Situation wirklich zu verstehen. Alles in allem hört man in dem Artikel eine gewisse „Grundfrustration“ heraus, was vielleicht damit zusammenhängt, dass der Autor letztendlich doch bedauert niemals die französische Sprache gelernt zu haben?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Informationen sind notwendig, um einen Kommentar abzugeben. Deine Daten werden keinesfalls weitergegeben.